Der Prozess, der den Ratten gemacht wurde – Erzpriester Santoni
“Am Anfang der 16. Jahrhunderts, litt Drena unter einer grossen Rattenplage. Die Ratten liefen überall und ungestört herum und zerstörten die Ernte sowie die Häuser der Einwohner. Alle Ideen und Strategien, die Ratten zu bekämpfen erwiesen sich als hinfällig und so entschieden sich diese – zum Teil sehr abergläubischen – Leute dazu drastischen Mitteln zu ergreifen: Den Ratten wurde der Prozess gemacht. Die Menschen versammelten sich vor dem Gericht und der Bürgermeister trug das Leid seiner Bürger, welches diese durch die Tiere erlitten, vor.
Der Bürgermeister bat darum, sofort eine “Crida” auszusprechen. Ein Dekret, das es den Nagetieren verbat weiteren Schaden zu verursachen. Das Edikt wurde aufgesetzt, genehmigt und noch am selben Tag bestätigt. Unmittelbar danach machten sich die Ausrufer auf in die umliegenden Felder, um den Königen der Ratten mitzuteilen was das Gericht entschieden hatte. Diese jedoch interessierte kein Wort davon und sie machten ungestraft weiter damit die Lebensmittel der Dorfbewohner zu plündern.
Die Reaktion war natürlich sehr stark und ein neues Verfahren wurde eingeleitete. Der vom Gericht bestellte Anwalt, für die Ratten, hieß Sorcino. Er hielt eine lange und leidenschaftliche Rede für seine Mandanten, in der er darauf aufmerksam machte, mit welcher Anmassung und Arroganz die Bürger von Drena das Versäumnisurteil wegen Ungehorsams gegen die Ratten ausgestellt hatten. Er argumentierte, dass seine Mandanten sich nur in den Häusern und Scheunen niedergelassen hatten, um dem Hungertod zu entkommen. Die Ratten würden nichts mehr wollen, als im Wald in Ruhe und Frieden zu leben. Doch zwischen den Bergen und den Feldern, wo sie nun lebten, gab es den reissenden Strom Salagone.
Der Richter hörte sich beide Parteien an und sprach dann das lang ersehnte Urteil: die Bürger sollten eine Brücke bauen, um es den Ratten zu ermöglichen den Wald zu erreichen und die Felder zu verlassen. Die nun versöhnlichen Bauern, feierten den Ausgang des Prozessen mit einem großen Fest, sowie einer Kollekte, die die armen Dorfoberhäupter aus ihren – durch den Prozess – ohnehin schon leeren Taschen bezahlten.”
Drena
In den Bergen hat jedes Dorf und jedes Tal seine ganz eigenen Legenden, die sich von Generation zu Generation weitergeben. Drena, ein kleines Dorf nur unweit der vierten Etappe des Garda Trek Top Loop entfernt, macht hier natürlich keine Ausnahmen, wie diese Geschichte zeigt.
Städte die zu Bestrafung überschwemmt werden, Hexen, Kobolde und Geister des Waldes oder wie in Drena – kleine “Haustiere”, die zu Protagonisten werden. Denn die Geschichten und Legenden dieses Territoriums, sind ein Grundvermögen das es zu entdecken gilt.