Bis zum Ende des 19. Jhd. ist man mit der Kutsche nach Riva gefahren. Goethe reiste auf einer Kalesche bis zum Gardasee. Er kam bis nach Nago über den San Giovanni Pass. Rilke im Jahr 1897 als auch Kafka 1909 konnten eine bequemere Reise bis zum Gardasee machen, da sie schon mit dem Zug fuhren. Während des ersten Weltkrieges wurde die Bahn nur für militärische Zwecke verwendet. Die Bevölkerung wurde nach Norden über den Brennerpass evakuiert.
Die Menschen aus dem ganzen Land Trentino, welches damals die Kriegsfront gegen das Königreich Italien darstellte, wurden nach Oberösterreich, Böhmen und Mähren gebracht. Da sie unter menschenunwürdigen Bedingungen fahren mussten, starben viele bereits auf der Reise, bevor sie überhaupt dem Ziel nahekamen. Die anderen, welche in einer neuen Stadt versuchten Fuß zu fassen, mussten erst das Misstrauen der einheimischen Bevölkerung ertragen. Die Bevölkerung des Gastlandes verstand aber schnell, dass das Volk aus dem Trentino fleißig ist, was ihm Zuneigung und Freundschaft einbrachte.
1918 endete der Krieg und es war Zeit wieder nach Hause zu kehren, was aber nicht einfach für die meisten war. Viele mussten zu Fuß gehen oder mit anderen Fortbewegungsmitteln nach Hause fahren. Meine Mutter, Jahrgang 1900, war 15 als sie nach Mähren mit ihrer ganzen Familie gebracht wurde, und 19 als sie endlich zurück ins Trentino kam. Das von ihr vor vier Jahren verlassene Dorf, war nicht wiederzuerkennen: Die Häuser wurden zerstört, die Tiere waren alle tot und die Landschaft war trübselig. Nicht nur hat meine Mutter das überlebt, sie überlebte auch den furchtbaren zweiten Weltkrieg. 1942, als noch der Krieg tobte, bin ich geboren.
Geschichtenerzähler ist meine persönliche Bezeichnung, was man auf Englisch mit dem Wort Storyteller übersetzen könnte, was ich nicht mag. Ich bin ein Historiker, ein Theatermann, ein Erzähler und ich habe tausende Geschichten mitzuteilen. Meine Mutter hat mir viele ihrer Geschichten über die zwei blutigen Kriege erzählt. Ich bin wie ein Sekretär für sie gewesen und habe die Memoiren meiner Familie aufbewahrt. Ihre Erzählungen sind wie ein Schatz für mich.
Da sie nicht mehr unter uns ist, habe ich die Aufgabe ihre ganzen Erinnerungen nicht verblassen zu lassen. Ich liebe Geschichten und sie anderen erzählen zu können. Seit 1997 begleite ich im Sommer Touristen und Neugierige auf dem „Goethischen Weg“! In einer für das 18. Jhd. typischen Kleidung führe ich sie auf dem alten Weg von Nago bis Torbole.
Hier kann ich viele Anekdoten über Goethes Reise nach Italien erzählen und besonders, wie er sich am Gardasee gefühlt hat. Es handelt sich um eine Vorstellungsnische, welche die Zuschauer in die Vorführung miteinbezieht. Ich versuche diese Reise mit den Worten des Dichters zu erzählen und biete auf dem Weg verschiedene Delikatessen zum Probieren an, welche aus feinen Häppchen von hier typischen Produkten bestehen, obwohl es sich nicht um eine gastronomische Reise handelt.
Die Teilnehmer dieses Spazierganges sind fast immer deutschsprachig und deswegen halte ich meine Vorstellung auf Deutsch, obwohl ein kleiner Teil davon auf Italienisch ist. Meine Begleiter haben das trotzdem immer gemocht, da sie denken, Italien fängt ab hier an! Als das Kaisertum noch bestand, befanden wir uns hier am Mittelmeertor! Viele verschiedene Palmen- und Agavenarten wachsen am Ufer des Sees, was an Sorrento und Positano erinnert.
Rilke hat selber das Alto Garda als Sonnenland bezeichnet! Für die Deutschen ist es hier wie am Meer zu sein. Von Torbole hat man einen unbegrenzten Horizont. Wenn man weiterreist, kommt man in die Poebene und in den Süden. Ich kenne hunderte Gedichte und Festschritte von deutschen Schriftstellern, welche über den erstaunlichen Blick aus Nago schrieben. Einer der bekanntesten, welcher hier am Gardasee war, ist natürlich Goethe gewesen.
Goethe kam 1786 an, drei Jahre vor dem Ausbruch der französischen Revolution und des von Niemandem erwarteten katastrophischen Krieges. Er übernachtete in Torbole und am Tag danach fuhr er weiter auf einem Schiff nach Malcesine. Goethe ist nicht nur Dichter gewesen, sondern auch Botaniker, Archäologe, Biologe, Geologe und Anthropologe. Hier am Gardasee interessierte er sich für Geologie, sogar mehr als fürs Gedichte schreiben. Er hatte bis hierhin keine idyllische Reise. Seine Kutsche, mit der er von Deutschland aus reiste, ist sicher nicht bequem gewesen, wie heute die modernen Züge.
Noch dazu wurde er von der Bevölkerung nicht herzlich willkommen geheißen, da Ausländer immer misstrauisch beäugt oder feindselig behandelt wurden. Da Goethe die Landschaften malen wollte, machte er sich noch unbeliebter. Alle Festungen und Schlösser wurden damals noch militärisch genutzt und die meisten dachten, dass der Dichter ein Spion sei.
Der berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe besuchte Italien zwischen 1786 und 1788. Von dieser Erfahrung schrieb er in „Die Italienische Reise“, welcher sein persönlicher Reisebericht war. Der Weg des Garda Trek – Medium Loop kreuzt sich mit dem Weg, welcher von dem Dichter hinter sich gelegt wurde, um die Stadt von Torbole zu erreichen, wo er übernachtete und am Tag danach seine Reise nach Süden anfing. Wer den Weg von Goethe zurücklegen möchte, kann an der Führung von Prof. Franco Farina teilnehmen, welcher Germanist, Übersetzer und selbst Dichter ist. Als Bänkelsänger angezogen, mit einem breitkrempigen Hut und einem alten Reisekoffer, wird Franco Farina die Landschaft des Gardasees auf dem Weg von Santa Lucia mit denselben Worten von Goethe erzählen, welche aus Gedichten und Dramatisierungen eines der berühmtesten Dichter Deutschlands stammen.